Ablauf Ihrer orthopädischen Versorgung
In diesem Artikel gehen wir auf die einzelnen Schritte ein und versuchen auch den Verwaltungsprozess im Hintergrund zu erläutern.
Wenn Kunden zum ersten Mal eine orthopädische Versorgung Ihrer Füße bekommen, wissen Sie oft nicht, wie der Prozess abläuft.
Außerdem zwicken und schmerzen die Füße ja und daher kommt immer wieder die berechtigte Frage:
“Wann bekomme ich endlich meine neuen Schuhe?”
In diesem Artikel gehen wir auf die einzelnen Schritte ein und versuchen auch den Verwaltungsprozess im Hintergrund zu erläutern.
Beratung und Maßnehmen
Sie haben vielleicht schon ein Rezept für eine orthopädische Versorgung vom Arzt bekommen. Sie können aber auch ohne Rezept einen Beratungstermin mit mir vereinbaren.
So stellen Sie sich (und Ihre Füße) bei mir vor.
Ich schaue mir Ihre Füße zunächst genau an und palpiere Ihre Füße – das ist der Fachausdruck für das Abtasten. So kann ich Sehnen und muskuläre Verkürzungen ertasten, sowie Gelenkversteifungen und deren Auswirkungen erspüren.
Folgende Merkmale werden auch untersucht und festgestellt:
- Hautrötungen oder Irritationen
- Druckgeschwüre
- Hornhaut und / oder Durchblutungsstörungen
- Erfrierungserscheinungen
- Nagelstatus
- Zehenfehlstellungen durch Fehlhaltung im Rückfuß oder statischen Dysbalancen, welche sich krankhaft auf den Fuß und auf die gesamte Statik des Körpers auswirken
Kurz gesagt, muss ich Ihre Füße in die Hand nehmen um mir ein Bild von Ihrer Gesamtsituation zu machen.
Und auch wenn es heutzutage viele technische Hilfsmittel und diverse Scanner gibt, ist hier der Mensch (also in dem Fall ich) der Technik (noch) überlegen.
Anschließend vermessen wir Ihre Füße.
Hierzu nehmen wir einen Blauabdruck und erstellen eine Belastungsmatrix mit den Proportionen des Fußes, der Länge und Breite. So können Druckstellen von unten und Fehlstellungen in der Belastung erkannt werden. Der Blauabdruck dient mir als eine Art Bauzeichnung. Und jeder Fuß ist, wie auch jeder Fingerabdruck, wirklich einzigartig.
Wir nehmen außerdem einen Fußabdruck in einem speziellen Schaumkarton.
Dazu wird der Fuß in eine reponierte Stellung gebracht, d.h. in korrigierter Stellung des Sprunggelenkes.
Daraus erkennen wir, was am Schuh verändert werden muss, damit der Fuß in der richtigen Lage im Schuh sitzt.
Bringen Sie zu Ihrem Termin bitte die Schuhe mit, mit der Sie Ihre Einlage tragen möchten, oder die wir für Sie umbauen sollen. Nicht alle Schuhe sind für unsere Einlagen oder den orthopädischen Umbau geeignet – wir brauchen beispielsweise genug Volumen im Schuh, um eine Einlage einbauen zu können und ein enger Pumps wäre hier ungeeignet! Der Pumps kann aber übrigens anderweitig verändert werden, so dass er bequem ist (wir nennen das auch “elegante Schuhe pimpen”!)
Alternativ haben Sie die Gelegenheit, ein Paar Bequemschuhe aus unserem Sortiment auszuwählen. Wir bekommen regelmäßig neue Schuhe, die nicht nur bequem sind, sondern auch sehr modisch aussehen. Mittlerweile haben wir sogar Kunden, die diese Schuhe auch ohne Einlagenversorgung oder Schuhzurichtung aus modischen Gründen erwerben (… na gut, weil sie so bequem sind natürlich auch!)
Rezeptgenehmigung (Gesetzlich Versicherte)
Bei den meisten Krankenkassen haben Sie pro Kalendarjahr Anspruch auf:
- 1 Paar Einlagen
- Optional 1 weiteres Paar aus besonderen Gründen, z.B. hygienische Gründe
Da die Regelungen von Krankenkasse zu Krankenkasse abweichen können, sollten Sie die aktuellen Bestimmungen bei Ihrer Krankenkasse erfragen.
Einlagen können von uns ohne vorherige Kostengenehmigung durch die Krankenkasse produziert werden.
Falls Sie von Ihrem Arzt eine Rezept für eine Schuhzurichtung (z.B. Abrollsohlen oder eine Schuhbodenversteifung) oder Maßschuhe bekommen haben, so reichen wir in der Regel zur Kostenübernahme seitens Ihrer Krankenkasse für diese Versorgung einen Kostenvoranschlag beim Kostenträger ein.
Unterschiede bei den Kostenträgern
Die Positionen dieses Kostenvoranschlags sind teilweise vorgegeben und können dabei je nach Krankenkasse variieren. Auch die Abläufe sind nicht bei allen Krankenkassen identisch.
Bei einigen Krankenkassen werden die Kostenvoranschläge zügig genehmigt, bei anderen kann es ein paar Tage, oder sogar Wochen dauern.
Auch sind die Anforderungen an den Kostenvoranschlag unterschiedlich. Bei einigen Versorgungen und Krankenkassen müssen wir auch eine Trittspur und Fotos von den Füßen unserer Patienten einreichen. Bei anderen, einfacheren Versorgungen reicht oftmals die Verordnung des Arztes.
Bei sehr aufwendigen Versorgungen wie z.B. orthopädischen Maßschuhen, kann auch zusätzlich der Medizinische Dienst mit einem Gutachten beauftragt werden, so dass sich der Prozess entsprechend verlängert.
Zusammengefasst lässt sich sagen: es ist kompliziert!
Für unsere Kunden ist dieser langwierige Prozess manchmal etwas frustrierend – zumal gerade diese Kunden Ihre Versorgung so dringend benötigen. Aber hier sind uns leider die Hände gebunden und wir müssen die Prozesse und Abläufe, die uns vorgegeben werden, einhalten und Geduld bewahren.
Produktionsphase
Mit Genehmigung der Versorgung seitens der Krankenkasse, können wir mit der Produktion beginnen.
Falls wir dazu individuell für Sie zugeschnittene Arbeitsmittel wie einen Schaft oder Schuhrohling benötigen, können diese nun bestellt werden.
Die Fertigungsphase dauert unterschiedlich lange und hängt ganz davon ab, wie aufwendig Ihre Versorgung ist.
Wir verwenden unterschiedlichste Materialien, die wiederum unterschiedliche Trockenzeiten haben, so dass es sein kann, dass Ihr Schuh mehrere Tage zwischen unseren Mitarbeitern in den unterschiedlichen Produktionsschritten “herumgereicht” wird.
Zwischenprobe
Wenn die erste Grundidee umgesetzt ist, machen wir mit Ihnen eine Zwischenprobe.
Hier wird festgestellt, ob die Versorgung grundsätzlich passt und ihre Funktion erfüllt.
Nach der Zwischenprobe werden oft noch weitere Änderungen am Schuh vorgenommen, denn Ihr Fuß und Ihre Körperstatik sind einzigartig und müssen entsprechend individuell angepasst werden.
Auslieferung
Wenn der Schuh fertig ist, laden wir Sie noch einmal zur Anprobe ein.
Wir werden Sie bitten ein bisschen bei uns im Geschäft hin und her zu laufen um Ihr Gangbild zu prüfen. Außerdem stellen wir so fest, ob es noch irgendwo zwickt oder drückt.
Es ist hier sehr wichtig, dass der Termin bei uns vor Ort stattfindet, denn oftmals muss an der Einlage noch ein Teil weggeschliffen werden oder eine Stelle im Schuh ein bisschen aufgeweitet werden – hierfür haben wir die unterschiedlichsten Geräte und stationären Maschinen bei uns in der Werkstatt.
Eingewöhnungsphase
Wie bei anderen Schuhen auch, gibt es bei Ihren orthopädisch veränderten Schuhen eine Eingewöhnungsphase. Auch Ihre orthopädischen Schuhe müssen Sie also “einlaufen”.
Es ist durchaus normal, dass Ihnen die Schuhe zunächst ungewohnt oder “komisch” vorkommen – das gibt sich mit der Zeit!
Vielleicht erinnern Sie sich an Ihre erste Zahnklammer. Auch diese kam Ihnen zunächst wahrscheinlich komisch oder ungewohnt vor – weil Ihr natürlicher Körper (in dem Fall Ihre Zähne und Ihr Kiefer) in ungewohnter Weise beeinflusst und verändert wurden.
Die Erfahrung für Ihre Fuß- und Gelenkstellung ist ähnlich und es kann sogar vorkommen, dass Sie in den ersten Tagen einen leichten Muskelkater spüren – weil nun andere Muskeln die Arbeit übernehmen, die vorher, womöglich aufgrund von Verkürzungen, vernachlässigt wurden.
Auch kann es vorkommen, dass sich Ihre neuen Schuhe schwer oder klobig anfühlen, einfach anders als vorher – auch das ist normal und gehört zur Funktion!
Wir haben das Fundament Ihres Körpers neu gelegt und manch ein (stabiler) Körper braucht ein stabiles Fundament.
Bitte ziehen Sie Ihre neuen Schuhe mindestens 2 Wochen sehr konsequent an, denn damit geben Sie Ihrem Körper die Chance, sich an das neue Hilfsmittel zu gewöhnen.
Änderungen und Anpassungen
Sollte Sie trotz mindestens 2 Wochen konsequenten Tragens noch etwas an Ihren neuen Schuhen stören, können Sie gerne einen Termin mit uns vereinbaren und wir passen Ihre Schuhe an.
Und nun… gutes Laufen!
Wir hoffen, dass Sie sich einen Eindruck der verschiedenen Phasen der Schuhproduktion machen konnten. Aufgrund der Verwaltungsarbeit und der vielen Zwischenschritte ist es oftmals kaum möglich, Ihnen eine feste Terminzusage zu machen, auch wenn Sie es vielleicht kaum abwarten können, endlich in Ihren neuen Schuhen loszulaufen.
Wir arbeiten jedoch kontinuierlich an der Verbesserung unserer internen Prozesse und der Dinge, die wir beeinflussen können. So dass sie hoffentlich schneller, besser laufen können!
Einen Beratungstermin können Sie **hier** vereinbaren.